Schulbetrieb während der Omikron-Welle (Pressemitteilung)

Normalität an Schulen sieht anders aus - Schüler*innen schützen - Mehrarbeit ausgleichen

Pressemitteilung vom 10.02.2022

Normalität an Schulen sieht anders aus: Tägliche positive Selbsttests, Lerngruppen mit halber Klassenstärke und zusätzlicher Distanzunterricht kennzeichnen den Schulalltag in der derzeitigen Zeit

Unser derzeitiger Schulalltag ist bestimmt durch Maskentragen, Abstandhalten, tägliche Selbsttest und die schwelende Sorge, man könnte sich angesteckt haben. Diese Sorge steigt, wenn eine „neuer Fall“ in der Klasse bekannt wird. Zwar tragen Schüler*innen dauerhaft Masken im Unterricht und werden bei einem positiven Ergebnis eines Selbsttests in der Klasse täglich bis zu zwei Wochen hinweg getestet; allerdings hat dies nichts mit entspannter Normalität zu tun. Die innere Anspannung der Schüler*innen nimmt ab, wenn der eigene Selbsttest negativ ist. In der Realität sind auch Eltern nicht beruhigt, denn der Schutz der Kinder in der Schule reicht nur so weit, wie auch das passende Schutzmaterial vorhanden ist und die Schüler*innen die Abstandsregeln einhalten. Die Schüler*innen haben nachvollziehbarer Weise das Bedürfnis nach sozialen Kontakten und Nähe, jedoch kann dies, weiß Maydorn aus Erfahrung, von den Lehrkräften nicht völlig unterbunden werden, abgesehen davon, dass die Schüler*innen an Bushaltestellen und auf dem Heimweg kaum Abstand halten und die Maske herunterziehen.

Zwar, so bestätigt Richard Maydorn, Vorsitzender des GEW-Kreisverbands Witzenhausen, dass das Testprozedere an den Schulen eingeübt ist und die Schüler*innen beim Test kooperieren. Dass er / sie diesmal von einem positiven Test betroffen sein könnte, befürchtet insgeheim doch jeder im Klassenraum, insbesondere wenn zuvor positive Schnelltests oder PCR-Tests in der Klasse bekannt geworden ist. Bei einem positiven Selbsttest werden die Schüler*innen selbstverständlich umgehend behutsam isoliert und die Erziehungsberechtigten benachrichtigt. Die Bestätigung erfolgt dann mittels PCR-Test.

Die Inzidenzen sind insbesondere unter den Lernenden so hoch wie nie zuvor, trotzdem favorisieren auch die Kolleg*innen mehrheitlich den Präsenzunterricht. Die Kinder und Jugendlichen haben massiv unter dem Lockdown gelitten. Das Land Hessen und auch die Schulträger müssen gerade in den nächsten vier Wochen nochmal alles tun, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Der GEW-Kreisverband fordert daher den Schulträger und das Hessische Kultusministerium (HKM) auf kurzfristig die Ausstattung der Schulen mit kindgerechten FFP2-Masken und die Überprüfung der Sicherheit der im Umlauf befindlichen Schnelltests im Hinblick auf das Erkennen der Omikron Variante.

Vor allem kleine (Grund-)Schulen benötigen für das Testen die notwendigen zusätzlichen personellen Ressourcen, denn im Falle eines positiven Tests stecken die verantwortlichen Kolleg*innen in der Klemme: Sie müssen zum einen die positiven Kinder isolieren, betreuen und mit ihnen auf die Eltern warten. Alle anderen Kolleg*innen sind i.d.R. im Unterricht eingebunden. Zum anderen müssen sie gleichzeitig ihre Aufsichtspflicht bei den übrigen negativ getesteten Kindern wahrnehmen.

Mittlerweile wird auch wahrgenommen, dass vermehrt Lernende nicht am Unterricht teilnehmen, weil sie sich in Quarantäne begeben müssen oder weil Eltern sie vom Präsenzunterricht abmelden. Das Hessische Kultusministerium verlangt für diese Gruppe Distanzunterricht durch das vorhandene Lehrpersonal. Dies alles bedeutet Mehrarbeit in erheblichen Umfang, zumal eine Direktübertragung des Unterrichts datenschutzrechtlich höchst problematisch ist, völlig abgesehen davon, dass hierfür keine Technik vorhanden ist. Guter Distanzunterricht bedarf jedoch anderer Materialien (die noch entwickelt werden müssen), vermehrten Aufwand bei der Rückmeldung zu den Lernergebnissen an die Lernenden und eine – vielfach immer noch nicht vorhandene – bessere technische Ausstattung in den Schulen.

Als GEW-Kreisverband fordern wir, dass das HKM diese Mehrarbeit klar anerkennt und zumindest den betroffenen Kolleg*innen eine Mehrarbeitsvergütung ohne bürokratischen Aufwand gewährt, falls die Mehrarbeit kurzfristig nicht etwas durch Freizeit ausgeglichen werden kann.

Trotz allen Aufwands durch die Kolleg*innen kann Distanzunterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen, weiß Maydorn auch aus eigener Erfahrung. Schon jetzt sollte das Hessische Kultusministerium ankündigen auf die noch angesetzten Lernstandserhebungen und in der Sekundarstufe I auf zentrale Abschlussprüfungen zu verzichten, so wie es die Verabredungen der Kultusministerkonferenz ermöglichen. Diese Prüfungen und die damit verbundenen Anforderungen sind schon zu „Normalzeiten“ fragwürdig – doch diese Zeit ist alles andere als normal bzw. entspannt.

Gerne stehen wir für Rückfragen zur Verfügung:

Autor: Richard Maydorn | Stand: 10.02.2022
Bild: Maxmilian Schaeffler | unsplash.com