Bildungsprotest gegen fehlende Ressourcen

Demonstration am 20. September in Kassel von Eltern, Schüler*innen und Lehrkräften

Der GEW Bezirksverband Nordhessen rief zum Bildungsprotest auf: "Es ist dringend Zeit, die Ressourcen für gute Bildung weiter zu erhöhen", teilt der Bezirksvorstand der GEW Nordhessen Antje Kuswa, Carsten Leimbach und Bodo Hofmann-Thomschewski mit.

Die letzten Jahre waren und sind gesamtgesellschaftlich sehr herausfordernd. Die Pandemie, der Klimawandel und jetzt der Krieg in der Ukraine absorbiert gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Doch all diese Herausforderungen werden wir nur gemeinsam bewältigen, wenn wir die junge Generation umfassend bilden. Hierfür brauchen wir in allen Bildungsinstitutionen ausreichend Zeit. Nach dem PISA-Schock ist an vielen Schrauben im Bildungssystem gedreht worden: Regelmäßige Lernstandserhebungen, zentrale Abschlussprüfungen in fast allen Schulformen u.v.m. haben jede Menge zusätzliche Arbeit für die Kolleginnen und Kollegen und Druck für die Lernenden erzeugt.

Die soziale Herkunft der Lernenden bestimmt trotzdem weiterhin maßgeblich den Bildungserfolg. Gleichzeitig zeigt die Frankfurter Arbeitszeit und Belastungsstudie, dass die Belastungen der Beschäftigten viel zu hoch sind und dringend reduziert werden müssen.

Deswegen demonstrierten nach Angaben der HNA 500 Menschen in Kassel, darunter Schüler*innen, Studierende, Lehrer*innen und Elternvertreter*innen gemeinsam. Der Demonstrationszug führte vom Kulturbahnhof zum Königsplatz und legte vorübergehend den innerstädtischen Verkehr lahm.

Diese Demonstration in der Wahlkampf-Hochphase war nötig und von langer Hand am Welterkindertag geplant, da die politisch Verantworlichen über die Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hinweggehen und die Ratschläge und Forderungen des Lehrpersonals völlig ignorieren. Schüler*innen haben keine Wähler-Stimmer ab 16 Jahren und auch politisch keine Lobby. Lehrkräfte werden systematisch vernachlässigt und in ihren Kernforderungen ignoriert. Gerade im Wahlkampft sollte doch die Regierungskoalition sich mit Anliegen der Wähler auseinandersetzen:

  • Für kleinere Lerngruppen in allen Bildungsbereichen (!)
  • Für geringere Fallzahlen in der Sozialen Arbeit (!)
  • Für Zeit für pädagogische Koordination (!)
  • Für Zeit für die Ausbildung junger Beschäftigter im Bildungswesen (!)
  • Für geringere Lehr- und Unterrichtsverpflichtungen an Schulen und Hochschulen (!)
  • Für dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse (!)
  • Für sanierte und modern ausgestattete Bildungseinrichtungen (!)
  • Für einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte (!)
  • Für mehr Zeit für gute Bildung für alle (!)

Seit Jahren werden Forderungen immer lauter nach besseren Arbeits- und Lernbedingungen an Schulen und Universitäten. Nun wird von den Demonstrierenden eine Bildungswende in Hessen gefordert und sie zeigen deutlich, dass sich die Betroffenen wehren, wenn sich die Arbeits- und Lernbedingungen nicht ändern.

Text und Bilder: Richard Maydorn | Stand 01.10.2023